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Lebensmittel

von Nik zu 16. Dezember 2009

pollan_lebensmittelWir alle kennen das Problem: künstliche Geschmacksverstärker, naturidentische – also eben keine natürlichen – Aromen und Zusatzstoffe, die nicht kennzeichnungspflichtig sind. Jetzt auch noch die Warnung vor Nano-Partikeln in Lebensmitteln: Winzig kleine Teilchen, die zum Beispiel verhindern, dass Schokolade ihre Farbe verändert, oder in der Sonne schmilzt. Allerdings stehen Nano-Partikel im Verdacht, überaus krankheitserregend zu sein. Das grundlegende Problem hier wie insgesamt beim Einkauf ist folglich: wie kann man sich vor diesen Zusatzstoffen in der Nahrung schützen? Schließlich gibt es nicht auf allen Ebenen eine umfassende Kennzeichnungspflicht. Was kann man im Supermarkt beruhigt kaufen, was sollte man am besten liegen lassen um sich, seine Freunde und seine Familie nicht künstlich krankmachend zu ernähren?

Das neue Buch von Michael Pollan gibt da einige praktische Anweisungen, die sich als Faustregel bei jedem beliebigen Supermarktbesuch beherzigen lassen. Einziges Problem: ihr Einkaufszettel wird sich drastisch ändern.

Denn Pollans Rat ist schlicht, einfach und grundlegend. „Essen sie Lebensmittel.“ Was er damit meint ist so verblüffend, wie radikal. Denn schließlich werden uns in jedem Supermarkt stets mehr nahrungsähnliche Substanzen angeboten als wirklich Lebensmittel. Warum hat ein Brot, dass früher lediglich aus Sauerteig, Mehl, Hefe, Salz und Wasser zubereitet wurde mittlerweile eine Zutatenliste, die den Beipackzettel manches Medikaments in den Schatten stellt?

Hier nun zeigt sich Pollan als scharfsichtiger Beobachter, leidenschaftlicher Esser und pragmatischer Philosoph. Denn schließlich, sagt er, gab es lange Zeit, etwa bis in die 30iger Jahre hinein eine kulturelle Übereinstimmung mit dem täglichen Essen. Man kannte weder Nahrungsergänzungsstoffe, noch etwas anderes als Lebensmittel. Man ernährte sich und baute dabei im besten Falle ein französisches Paradox auf – das natürlich erst als solches von amerikanischen Wissenschaftlern so genannt werden konnte, nachdem sich die Ernährung grundlegend geändert hatte: man stellte fest, dass sich die Franzosen nach Erkenntnissen der Ernährungswissenschaft gar nicht gesund ernährten. Sie rauchten zu viel, tranken zu viel Wein, aßen zu viel Käse und andere fette Dinge. Dennoch aber erkrankten sie wesentlich seltener an sogenannten Zivilisationskrankheiten. Und das hat Pollan zur Folge damit zu tun, dass diese Zivilisationskrankheiten in einer Zeit auftraten, in der das Essen zunehmend unter das Diktat geriet, gesund sein zu müssen. Denn erst seit dieser Zeit wurden vermehrt industriell zubereitete Nahrungsmittel hergestellt und konsumiert.

Wenn Ihnen ihre Gesundheit am Herzen liegt, sollten Sie von Produkten, die ihnen Gesundheit versprechen am besten die Finger lassen.

Lesen sie dieses kluge, kurzweilige und interessante Buch und lernen Sie wieder zu essen.

Santé!

Michael Pollan: Lebensmittel. Eine Verteidigung gegen die industrielle Nahrung und Diätenwahn. Arkana München 2009, ISBN: 978-3-442-21872-1, 266 Seiten, versehen mit einem umfangreichen Register, 7,95€

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